Potemkin

Seit der Jahrtausendwende wird in Zürich gebaut, was das Zeug hält. Dank der Verquickung von Wohnungsknappheit, ökologischem Aktivismus, Unmengen von brach liegendem Geld und einer politisch und wirtschaftlich straff organisierten Bauindustrie wird Siedlung um Siedlung abgerissen und ersetzt. Bevorzugt im Fokus stehen die Wohnbauten der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre. Die Mieten sind – waren – günstig und die Bausubstanz solide. Als Begründung für ihren Abriss vorgeschoben werden die relativ kleinen Wohnflächen und deren Layout, die schlechte Schalldämmung und der hohe Verbrauch an Betriebsenergie. Die Bauindustrie ist auch perfekt für den Rückbau von Gebäuden und die Trennung der immensen Abfallmengen aufgestellt.

Die Aufnahmen zeigen den surreal anmutenden Moment in der Endphase eines Bauwerks, bei dem die Attribute der Architektur teilweise noch vorhanden sind und teilweise schon nicht mehr. Bei flüchtigem Hinschauen könnte man meinen, dass die Häuser bewohnt seien. Wäre da nicht der Bauzaun, würden da nicht die Fensterläden fehlen, oder das Dach, oder die Fenster.


Die Bilder entstanden im Herbst 2018 in Zürich und sind Teil eines laufenden Projekts über die Transformationsprozesse an der Goldküste und im Grossraum Zürich.